Österreich: Die Verschuldung der Alpenrepublik im EU-weiten Vergleich
Vor kurzem wurde Wien zur lebenswertesten Stadt gekürt. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie des Beratungsunternehmens Mercer gekommen. Demnach sei das Kultur- und Freizeitangebot der Hauptstadt Österreichs nicht nur sehr sehenswert, sondern auch der öffentliche Nahverkehr global einzigartig. Und tatsächlich ist die Perle der Alpenrepublik eine Reise wert. Und das auch im kulinarischen Sinne. Die Reiseveranstalter unterbieten sich heutzutage mit Top-Angeboten nach Wien. Für eine Woche kann man zu einem günstigen Preis in die weltbekannte Großstadt fahren. So lebt nicht nur die Stadt, sondern auch der ganze Staat Österreich stark vom Tourismus und ist auf das Geld ausländischer Besucher angewiesen. Der Tourismuszweig ist neben anderen Industriebranchen eine der Haupteinnahmequellen des Landes und trägt somit auch einen Großteil zum Abbau der Staatsverschuldung bei. Bei näherer Betrachtung löst diese Summe allerdings ein Schwindelgefühl aus.
Zahlen zur Staatsverschuldung in Österreich
Laut übereinstimmenden Angaben verschiedener Online-Portale beträgt die aktuelle Staatsverschuldung der Alpenrepublik rund 289 Milliarden Euro. Dies entspricht einer Pro-Kopf-Verschuldung je Staatsbürger von rund 39.000 Euro. Wird die Staatsverschuldung darüber hinaus auf die Erwerbstätigen aufgeteilt, beträgt die Verschuldung pro Erwerbstätigen rund 67.000 Euro. Des Weiteren kostet der Kredit den Staat jährliche Zinsen von mehr als sechs Milliarden. Davon belaufen sich die Kosten für 2018 pro Einwohner Österreichs auf rund 856 Euro. Angesichts der knapp neun Millionen Einwohner der Alpenrepublik sind die Zahlen bezüglich der Staatsverschuldung sehr hoch. Wie die meisten EU-Staaten hat auch Österreich unter der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2009 gelitten und bis heute mit den Folgen zu kämpfen. Dazu kommt der Streit in der Asylfrage mit Deutschland und den westeuropäischen Staaten sowie die Abschottung des Landes von durchreisenden Flüchtlingen aus kriegs- und krisengebeutelten Gebieten.
Laut Angaben von Statistik Austria belief sich der öffentliche Schuldenstand gegen Ende 2017 auf 289,5 Milliarden Euro. Dies entspricht 78,4 Prozent des Bruttoinlandproduktes. Somit haben sich die Gesamtschulden zum Stand August 2018 nicht oder nur geringfügig verändert. Im Gegensatz zu 2016 habe die Staatsverschuldung 2017 allerdings um 5,7 Milliarden Euro unter dem Vorjahreswert gelegen, heißt es bei Statistik Austria. Gleichzeitig habe sich auch die Schuldenquote um 5,7 Prozentpunkte gesenkt. In allen Quartalen 2017 konnte eine Verringerung der Schuldenquote verzeichnet werden. Vom letzten Quartal 2016 (83,6 Prozent) bis zum letzten Quartal 2017 (78,4 Prozent). Laut Statistik Austria hat sich dieser Trend auch im ersten Quartal 2018 fortgesetzt, wo im Vergleich zum Ende des Vorquartals (2017) der öffentliche Schuldenstand um 588 Millionen Euro gefallen und sich dabei um 1,2 Prozentpunkte des Bruttoinlandproduktes verringerte. Die Verringerung des Schuldenquote wird stets im Verhältnis der Staatsschulden zum Bruttoinlandproduktes gesehen. Wie es bei Statista weiter heißt, konnte die Reduktion im ersten Quartal 2018 vor allem dem Sozialversicherungssektor zugeschrieben werden, der seine Verbindlichkeiten um eine Milliarde Euro verringern konnte. In diesem Sektor komme es allerdings aufgrund von kurzfristigen Finanzierungen zu starken Schwankungen. Auch in den vorhergehenden Jahren kam es im Sozialversicherungsbereich im ersten Quartal des Jahres zu einem Schuldenabbau. Danach folgte jedoch stets eine Erhöhung des Schuldenstandes, die im Jahresvergleich unterschiedlich hoch ausfiel. Somit könne der Rückgang nur als Momentaufnahme betrachtet werden. Darüber hinaus habe es im ersten Quartal 2018 einen leichten Anstieg an Verbindlichkeiten im Gemeindesektor gegeben und auch im Landessektor konnte ein Schuldenabbau verbucht werden, so die Darlegungen von Statistik Austria. Zur Art der Verschuldung: Im ersten Quartal 2018 entfielen 240,3 Milliarden Euro auf Anleihen, 1,6 Milliarden Euro auf Einlagen sowie 47,0 Milliarden Euro auf Kredite.
Verschuldung Österreichs im europäischen und internationalen Vergleich
Im Ranking der Pro-Kopf-Verschuldung nach dem Maastricht-Vertrag (Stand Mai 2017) liegt Österreich auf Platz vier. Die Platzierungen wurden vom Online-Portal zur öffentlichen Haushalts- und Finanzwirtschaft erstellt. Demnach belegen die ersten drei Plätze des Rankings die EU-Staaten Irland, Belgien und Italien. Österreich hat zum Stichtag 31.12.2016 eine Pro-Kopf-Verschuldung von 34.030 Euro. Gemäß den aktuellen Zahlen von 2018 ist dies eine Verschlechterung der Pro-Kopf-Verschuldung. Im gleichen Ranking zur Pro-Kopf-Verschuldung liegt Deutschland mit 26.046 Euro auf Platz neun. Aktuelle Zahlen, wie sich die Pro-Kopf-Verschuldung bis 2018 (Stand August 2018) weiterentwickelt haben, sind derzeit nicht bekannt. Im Verhältnis zur Wirtschaftskraft entfällt die Staatsverschuldung Österreichs auf 84,61 Prozent (Stand Mai 2017). Das Alpenland liegt somit im Ranking auf Platz zehn. Auf den ersten fünf Plätzen liegt Griechenland auf Platz 1 gefolgt von Italien, Portugal, Zypern und Belgien. Bei derzeit 28 EU-Staaten liegt Österreich sowohl bei der Pro-Kopf-Verschuldung als auch bei der Wirtschaftskraft nicht im Mittelfeld, was auf eine geschwächte Wirtschafts- und Produktivitätsleistung zurückzuführen ist. Im gleichen Ranking liegt Deutschland auf Platz 16 mit 68,32 Prozent.
Mit Blick auf die Staatsverschuldung liegt Österreich im internationalen Vergleich allerdings weit hinter den USA zurück, die globalgesehen die höchste Staatsverschuldung haben. Aktuell liegt diese bei mehr als 22 Billiarden US-Dollar. Auf Platz 2 und 3 folgen Japan und China mit 13 Billiarden und 3 Billiarden US-Dollar Staatsverschuldung.
Ausblick Staatsverschuldung Österreich
Der derzeitige österreichische Finanzminister Hartwig Löger hat kürzlich in einer Regierungserklärung verkündet, dass das Land voraussichtlich 2019 die schwarze Null und demnach erstmals nach 65 Jahren ein Nulldefizit erreicht. Darüber hinaus will die Alpenrepublik bis 2020 einen Überschuss von mehr als 500 Millionen Euro erwirtschaften. Ob das Ziel erreicht wird, bleibt offen. Der 1992 geschlossene Maastricht-Vertrag sieht vor, dass der staatliche Schuldenstand nicht über 60 Prozent des Bruttoinlandprodukts steigen darf. Des Weiteren sieht der Vertrag vor, dass jährliche Haushaltsdefizit nicht mehr als drei Prozent betragen soll.