Die Geschichte der Europäischen Union

Wer denkt, die Geschichte der Europäischen Union hätte erst dann begonnen, als alle Welt davon sprach, der irrt sich. Angefangen hat nämlich alles in den 1950er Jahren, als sechs Staaten die Europäischen Gemeinschaften gründeten. Die wirtschaftliche Verflechtung sollte nach dem Zweiten Weltkrieg gezielt durchgeführt werden, um neue militärische Konflikte jetzt und in Zukunft ausschließen zu können. Des Weiteren sollte der wachsende Markt das Wirtschaftswachstum auf Trab bringen. Im Lauf der folgenden Jahrzehnte traten in mehreren Erweiterungsrunden immer mehr Staaten den Gemeinschaften bei. Mit dem Vertrag von Maastricht gründeten die EG-Mitgliedstaaten im Jahr 1992 schließlich die Europäische Union.

1945-1959: Frieden für Europa

Der Gedanke an den Krieg war der ausschlaggebende Punkt, um der Europäischen Union Leben einzuhauchen. Ziel war, es zukünftig zu verhindern, dass Länder sich bis aufs Blut bekämpfen. Der Zweite Weltkrieg hatte außer Schutt und Asche nichts hinterlassen. So begann die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl ab 1950 die Länder Europas wirtschaftlich und politisch zu vereinen. Dadurch sollte ein dauerhafter Frieden realisiert werden. Die Gründungsmitglieder waren

  • Belgien,
  • Deutschland,
  • Frankreich,
  • Italien,
  • Luxemburg und die
  • Niederlande.

Die 50er Jahre waren geprägt von dem kalten Krieg zwischen West und Ost. In Ungarn fanden Proteste gegen das kommunistische Regime statt, die 1956 von sowjetischen Panzern grausam ausgelöscht wurden. 1957 wurde mit dem Vertrag von Rom die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) der „Gemeinsame Markt“ geschaffen.

1960-1969: Die „wilden 60er“ – Aufbruch und Umbruch

Die sechziger Jahre stehen bis heute für junge Menschen, die die Welt verändern wollten. Das Schweigen in Bezug auf den Krieg und andere brisante Themen sollte endlich gebrochen werden. Eine neu geborene Jugendkultur setzte sich ein für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit – aber auf gewaltfreier Basis. Die Kulturrevolution verschärfte die Generationenkonflikte. Die Wirtschaft florierte, mitunter deshalb, da die EU-Länder im Handel miteinander keine Zölle mehr erhoben. Die Lebensmittelerzeugung wurde gemeinsam kontrolliert, ein Überschuss an Agrarerzeugnissen war die Folge. Es kann von „goldenen Jahren“ gesprochen werden.

1970-1979: Die Gemeinschaft wächst – die erste Erweiterung findet statt

Am 1. Januar 1973 traten

  • Dänemark,
  • Irland und das
  • Vereinigte Königreich

der EU bei – es gab ab nun neun Mitglieder. Der arabisch-israelische Krieg führte im Oktober 1973 zu einer Energiekrise. Die Wirtschaftsprobleme in Europa wuchsen an. Als in Portugal 1974 das Salazar-Regime gestürzt wurde und ein Jahr später der spanische General Franco starb, wurde das Ende der letzten faschistischen Diktaturen in Europa eingeläutet. Die EU ließ große Summen in ärmere Regionen fließen, um dort neue Arbeitsplätze zu schaffen und die Infrastruktur zu verbessern. Der Einfluss des Europäischen Parlaments (EP) auf die EU-Angelegenheiten nahm zu – 1979 konnten alle Bürger ihre EP-Abgeordneten zum ersten Mal direkt wählen.

1980-1989: Fall der Berliner Mauer – West und Ost wachsen zusammen

Nach den Streiks in der Danziger Werft wurden im Sommer 1980 die polnische Gewerkschaft Solidarność und ihr Anführer Lech Walesa europaweit bzw. auf der ganzen Welt bekannt. 1981 wurde

  • Griechenland

das zehnte Mitglied der EU,

  • Spanien und
  • Portugal

folgten fünf Jahre später. 1986 erfolgte die Unterzeichnung der Einheitlichen Europäischen Akte. Im Rahmen eines Sechsjahresprogrammes sollten die Probleme des freien Handels über die EU-Binnengrenzen hinweg gelöst werden – der sogenannte „Binnenmarkt“ konnte entstehen. Am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer – die Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland war nach einer Trennung von 28 Jahren endlich wieder offen. Aus dem geteilten Deutschland wurde wieder ein Deutschland.

1990-1999: Die Grenzen schwinden

Der Kommunismus in Mittel- und Osteuropa brach zusammen – die Nachbarschaft zwischen den Europäern intensivierte sich. 1993 fand der Binnenmarkt durch die „vier Freiheiten“ seine Vollendung. Diese umfassen den freien Verkehr von

  • Waren,
  • Dienstleistungen,
  • Personen und
  • Kapital.

Der Vertrag von Maastricht über die Europäische Union (1993) und der Vertrag von Amsterdam (1999) prägten das Europa der 90er Jahre. Der Schutz der Umwelt und die Frage, wie Europa in Sicherheits- und Verteidigungsfragen gemeinsam agieren könnte, zählten zu den wichtigen Themen dieser Zeit.

  • Finnland,
  • Österreich und
  • Schweden

traten 1995 der EU bei. Das Schengener Übereinkommen führte Schritt für Schritt zu einer Abschaffung der Passkontrollen an den innereuropäischen Grenzen. Immer mehr junge Menschen konnten mit Stipendien der EU im Ausland studieren. Das Zeitalter von Handy und Internet begann.

2000-2009: Europa dehnt sich aus

Der Euro trat auf den Plan. Er wurde in vielen EU-Ländern als neue Währung eingeführt. Die Ereignisse des 11. September 2001 erschütterten den Erdball. Folge war der „Krieg gegen den Terror“, der noch immer währt. Die EU-Länder fingen damit an, bei der Verbrechensbekämpfung viel enger zusammenzuarbeiten. 2004 traten gleich zehn neue Länder der EU bei, nämlich

  • Estland,
  • Lettland,
  • Litauen,
  • Polen,
  • Tschechien,
  • Slowakei,
  • Ungarn,
  • Slowenien,
  • Malta und
  • Zypern.

2007 folgten

  • Bulgarien und
  • Rumänien.

Die Teilung Europas in Ost und West schien der Vergangenheit anzugehören. Im September 2008 wurde die Weltwirtschaft von einer Finanzkrise gebeutelt, eine engere Zusammenarbeit zwischen den EU-Ländern wurde forciert. Der Vertrag von Lissabon trat am 1. Dezember 2009 in Kraft: Die Organe und Einrichtungen der EU wurden modernisiert. Ziel war es, effizienter zu arbeiten.

2010 bis heute: Verunsicherung und Hoffnung

  • Kroatien wurde am 1. Juli 2013 der 28. Mitgliedstaat.

Die Wirtschaftskrise konnte bislang nicht überwunden werden. Die Hoffnung gilt den klimafreundlichen Technologien und einer engeren europäischen Zusammenarbeit. der Klimaschutz ein vertragliches Ziel der EU. Unter den wichtigen internationalen Akteuren nimmt die EU hier eine Vorreiterrolle ein. Ziel ist es aber auch, in der EU Wachstum und Wohlstand wieder anzukurbeln. Die Euro-Krisenländer scheinen sich stabilisiert zu haben, der Reform- und Sparkurs zeigt erste Erfolge. Und obgleich sich die Wachstumsraten in den einzelnen Euro-Staaten sehr unterschiedlich zeigen, konnte die Euro-Zone insgesamt im zweiten Quartal (2013) die Rezession abschütteln. Dennoch fühlen sich viele Europäer verunsichert. Auf die Krisenstaaten wie Italien oder Griechenland fallen angespannte Blicke. Die Wirtschaftsleistung ist in allen südeuropäischen Ländern ist ermattet, was sich in hoher Arbeitslosigkeit auswirkt. Die Europäische Union spielt auch eine immer größere Rolle in den politischen Feldern Integration, Migration und Asylrecht in einem Europa ohne Binnengrenzen. Es wurden bereits verschiedene Richtlinien erlassen, welche die Mitgliedstaaten verpflichtend in nationales Recht umsetzen müssen. Von 1999 bis heute wird eine gemeinsame Migrationspolitik angestrebt.

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