Private Krankenversicherung in Österreich

Private Krankenversicherung – ja oder nein?

Die Frage, ob eine private Krankenversicherung Sinn macht oder nicht, muss jeder für sich selbst beantworten. Fakt ist, im Krankheitsfall oder im Falle eines Unfalls ist man meist heilfroh, doch die nicht unerheblichen Kosten für eine private Krankenversicherung für sich oder seine Familie in Kauf genommen zu haben. Der große Vorteil gegenüber der gesetzlichen Pflichtversicherung liegt ganz einfach im höheren Behandlungsniveau bzw. in den inkludierten Leistungen.

Eine Versicherung, egal welcher Art, ist immer dazu gedacht, ein unplanbares und unvorhergesehenes Ereignis bestmöglich abzusichern – genau so auch die private Krankenversicherung. Die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen, ob Sie das entsprechende Risiko absichern möchten bzw. eine Gewisse Vorsorge in Bezug auf Ihre Gesundheits- und Krankenversorgung treffen möchten.

Tipp: Stellen Sie sich die Frage, ob Sie im Ernstfall in einem 6-Bettzimmer schlafen möchten bzw. das Sparbuch plündern möchten, um den Aufpreis auf ein Einzelzimmer oder Doppelzimmer selbst zu bezahlen, oder sich gegen diesen Ernstfall mit Hilfe einer privaten Krankenversicherung absichern möchten.

Unterscheidung – gesetzliche Krankenversicherung & private Krankenversicherung

In Österreich ist die gesetzliche Krankenversicherung eine sogenannte Pflichtversicherung. Das bedeutet, dass jeder Erwerbstätige, egal ob selbständig oder unselbständig, im Rahmen der Pflichtversicherung krankenversichert ist bzw. sein muss. Auch Kinder und Pensionisten unterliegen dieser gesetzlichen Pflichtversicherung. Es gibt jedoch auch in Österreich Sonderfälle, in denen es vorkommen kann, dass Sie nicht in Österreich versicherungspflichtig sind. So beispielsweise bei sogenannten Grenzgängern, die zwar in Österreich wohnen, aber beispielsweise in der Schweiz, in Liechtenstein oder in Deutschland arbeiten.

Als Beitragszahler haben Sie in Österreich nicht die Möglichkeit, den sogenannten Versicherungsträger, also die Versicherungsgesellschaft, frei zu wählen – anders in Deutschland. Die Grundversorgung im Rahmen ist in Österreich im Vergleich mit vielen anderen Europäischen Ländern wirklich ausgezeichnet. Dennoch boomt der Markt der privaten Krankenversicherungen in Österreich enorm, denn immer wieder hört man Gerüchte von einer sogenannten „Zweiklassen-Versorgung“. Zudem hat eine Studien („Gesundheitsbarometer“ des Instituts für Strategieanalysen bereits im Jahr 2010 – Quelle: diepresse.com) gezeigt, dass sich Herr und Frau Österreich zunehmend Sorgen um die Gesundheitsversorgung in den kommenden Jahren in Österreich machen.

Fakt ist: Die gesetzliche Krankenversicherung stellt in Österreich eine sehr solide und gute Grundversorgung bereit. Dennoch gibt es ganz gewiss Fäll, bei denen die sogenannte Grundversorgung vom Patienten bzw. seinem Umfeld als unzulänglich empfunden wird. Dort wo die Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung endet, haben private Versicherungsgesellschaften begonnen, Leistungspakete im Rahmen von Zusatzkrankenversicherungen zu schnüren.

Welche Kosten sind mit einer privaten Krankenversicherung verbunden?

Die Kosten eine privaten Krankenversicherung sind einerseits abhängig von den inkludiersten Leistungen aber auch von unterschiedlichen persönlichen Kriterien wie beispielsweise Ihr gesundheitliches Risiko, Alter, Geschlcht oder Ihr aktueller Gesundheitszustand.

Mögliche Leistungen einer PKV

Der Leistungsumfang ist je nach Versicherungsgesellschaft und Angebot unterschiedlich, da in der Regel eine Versicherung auch mehrere Versicherungsprodukte im Bereich der privaten Krankenversicherungen anbieten kann. Sie können dabei zwischen folgenden Leistungen wählen:

  • Selbstbehalt – ja oder nein?
  • Sonderklasse mit Einzelbett oder Mehrbett?
  • Sonderklasse nur nach einem Unfall?
  • Sonderklasse in Kombination mit ambulaten Heilbehandlungen und einem Taggeld für Krankenhausaufenthalte?

Zudem bieten einige private Krankenversicherungen auch noch Fitness- oder Wellnessangebote an, die Ihnen das das Angebot schmackhaft machen sollen. Bitte bedenken Sie bei der Auswahl Ihrer Krankenversicherung, dass es sich dabei wirklich um eine Krankenversicherung, also eine Versicherung gegen Krankheit handelt und somit die versicherte Leistung und nicht die „Goodies“ darüber entscheiden sollten, bei welcher Versicherungsgesellschaft Sie Ihre private Krankenversicherung abschließen.

Tarif- & Leistungsänderungen

Im Laufe des Lebens ändern sich häufig Bedürfnisse und Anforderungen. Daher bieten die unterschiedlichen PKV-Gesellschaften häufig auch die Möglichkeit, den Tarif- bzw. Leistungsumfang der privaten Krankenversicherung während der Vertragslaufzeit entsprechend zu ändern. So ist es beispielsweise in der Regel möglich von einem Tarif mit Selbstbehalt auf einen Tarif ohne Selbstbehalt zu wechseln. Abhängig von der Versicherung haben Sie häufig auch die Möglichkeit den Leistungsumfang individuell zu gestalten.

Tipp: Sprechen Sie bei solchen Anliegen oder Fragen unbedingt direkt mit dem Versicherungsmakler Ihres Vertrauens.

Private Krankenversicherungen vergleichen – aber richtig!

Ein Vergleich von unterschiedlichen Angeboten lohnt sich in der Regel immer. Achten Sie dabei jedoch unbedingt darauf, dass Sie wirklich Äpfel mit Äpfel vergleichen, denn im Ernstfall entscheidet das Kleingedruckte darüber, ob die private Krankenversicherung die Kosten für Sie übernimmt oder nicht.

So gibt es beispielsweise Versicherungen, die eine weltweite Sonderklassedeckung beinhalten, für Behandlungen die in Österreich nicht angeboten werden oder nicht möglich sind. Andere Krankenversicherungen übernehmen auch die Rückholung bzw. Nachreisekosten bei einer Erkrankung im Ausland. Wenn Sie beruflich oder auch privat viel unterwegs sind, könnte dies ein wichtiges Kriterium sein. Eine dritte, aus unserer Sicht sehr spannende Option, die man ebenfalls bedenken sollte, ist die sogenannte Prämienfreistellung bei Arbeitslosigkeit bzw. in Notsituationen. Es kann jedem von uns passieren, dass man in eine kurzfristige Notsituation (beispielsweise Arbeitslosigkeit) gerät, und die monatlichen Prämien der privaten Krankenversicherung plötzlich unüberwindbar scheinen. Für diesen Fall bieten einige Krankenversicherungen auch die Möglichkeit einer Prämienfreistellung für den Zeitraum der Notsituation an.

Leistungsunterschiede im Bereich der Gesundheitsförderung

Auch im Bereich der Gesundheitsförderung gehen die Angebote der privaten Krankenversicherungen oft weit auseinander. Sie müssen für sich selbst entscheiden, welche Leistungen Sie durch ihre private Krankenversicherung tatsächlich gedeckt haben möchte.

  • Sollen Rezeptgebühren von der Krankenversicherung übernommen werden?
  • Sollen die Kosten für verordnete Heilbehelfen (Hörgerät, Bandagen, Einlage,…) übernommen werden?
  • Sollen die Kosten für verordnete Sehhilfen (Brillen, Kontaktlinsen,…) übernommen werden?

Ein sehr wesentlicher Bestandteil einer privaten Krankenversicherung, der sich auch auf Kostenseite immer zu Buche schlägt, ist die Frage nach der Übernahme der Kosten für Zahnbehandlungen und Zahnerstz. Häufig werden sogenannte Zahnzusatzversicherungen aus der privaten Krankenversicherung ausgenommen und als separate Versicherung angeboten.

Leistungsunterschiede im Bereich alternativer Heilmethoden und Heilbehandlungen

Der Versicherungsschutz bzw. die Kostenübernahme für alternative Heilmethoden bzw. -behandlungen ist nicht bei allen privaten Krankenversicherungen inkludiert. Gerade bei alternativen Behandlungsformen aber auch homöopatischen Arzneimitteln und Medikamenten sind sich weder Ärzte noch Versicherungsgesellschaften einig. Die Entscheidung liegt auch in diesem Fall bei Ihnen.

Tipps für den Abschluss einer privaten Krankenversicherungen

Tipp 1:
Bestimmen Sie den Leistungsumfang selbst

Überlegen Sie sich im Vorfeld genau, welcher Leistungsumfang durch die Versicherung gedeckt sein soll. Die Kosten sind nur eine Seite der Medaille – viel wichtiger ist der jeweilige Leistungsumfang. Kernbestandteil der msiten privaten Krankenversicherungen ist die sogenannten Sonderklasseversicherung, die für die zuästzlichen Kosten der Sonderklasse aufkommen. Die Verrechnung geschiecht dabei in der Regel direkt zwischen Krankenhaus und Versicherung, somit müssen Sie für die Kosten im Vorfeld nicht aufkommen. Größere Unterschiede gibt es jedoch bei zusätzlichen Leistungen im Bereich der ambulaten Heilbehandlungen, mit einer Aufenthaltsdauer von weniger als 24 Stunden. Zudem unterscheiden sich die jeweiligen Tarife oft start in Zusatzleistungen wie Taggeld bzw. Entgelt bei Arbeitsunfähigkeit. Entscheiden Sie sich also im ersten Schritt für den gewünschten Leistungsumfang und vergleichen Sie anschließend erst die unterschiedlichen Angebote.

Tipp 2:
Vergleich Sie verschiedene Angebote

Im Idealfall lassen Sie sich unterschiedliche Angebote von unterschiedlichen Versicherungen vorlegen. Achten Sie beim Vergleich jedoch auf einen möglichst deckungsgleichen Versicherungsumfang. Die Versicherungen versuchen häufig durch individuelle Leistungen ihre Produkte für den Konsumenten möglichst schwer vergleichbar zu machen. Sehr hilfreich sind hier oft unabhängige Versicherungsbüros, die nicht nur Zugriff auf das Produktportfolio einer einzelnen Versicherung haben, sondern durchaus auch mehrere Angebote für Sie einholen können.

Achtung – Selbstbehalt! Gerade bei Krankenversicherungen mit Selbstbehalt erscheinen die Prämie im Verlgeich zu jenen Angeboten ohne Selbstbehalt sehr günstig. Gerade bei ambulaten Behandlungen haben Sie jedoch die Kosten bis zu einem gewissen Betrag dann selbst zu tragen. Sie kennen das System des Selbstbehalts sicherlich aus dem Bereich der KFZ-Versicherungen. Vergleichen Sie daher bitte nur Versicherungen mit ähnlichem oder identischem Selbstbehalt.

Tipp 3:Starten Sie früh mit Ihrer privaten Krankenversicherung

Häufig stellt sich auch die Frage ab wann man mit einer privaten Krankenversicherung starten sollte. Hier gibt es nur einer Antwort – je früher desto besser! Die Prämie sind gerade für Kinder oder junge Erwachsene noch sehr günstig. Da private Krankenversicherungen grundsätzlich auf Lebenszeit abgeschlossen werden, sollte man hier wirklich die Chance möglichst früh ergreifen. Zudem sind Unfälle oder Krankheiten nur sehr selten vorhersehbar. Wenn erstmal eine schwerwiegende Krankheit festgestellt wurde, ist einer späterer Abschluss einer Krankenzusatzversicherung nahezu unmöglich.

Tipp 4: Keine Schwindeleien bei Angaben zu Ihrer Person bzw. Ihrem Gesundheitszustand

Das Sprichwort „Lügen haben kurze Beine“ trifft definitiv auch bei Krankenzusatzversicherungen zu. Eine Versicherung darf grundsätzlich Krankenzusatzversicherungen nicht kündigen. Haben Sie jedoch bei den Angaben bei Vertragsabschluss nicht so ganz die Wahrheit gesagt, hat die Versicherung durchaus das Recht den Vertrag aufzulösen und die Kosten nicht zu übernehmen. Versicherungen prüfen zwar bei Antragsstellung Ihre Angaben durchaus auf Plausibilität – im Ernstfall kann es jedoch durchaus sein, dass die Versicherung etwas tiefer gräbt.

Tipp 5:
Weltweite Deckung

Achten Sie bei Abschluss auf eine weltweite Deckung der Versicherung. Es gibt häufig sogar regionale Tarife, was Sinn macht, wenn Sie nicht über die Grenzen Ihres Bundeslandes hinaus kommen. Häufig ist das Unfall- bzw. Krankheitsrisiko aber gerade im Ausland bzw. im Urlaub, den Sie möglicherweise in einem anderen Bundesland verbringen, höher. Daher der Tipp unserer Redaktion – wenn schon versicher, dann aber bitte auch weltweit.

Vorteile einer privaten Krankenversicherung

Freie Arztwahl

In der Regel können Sie mit einer Krankzusatzversicherung auch Wahlärzte aufsuchen und müssen die Kosten hierfür nicht selbst tragen. Hier gilt es jedoch den Leistungsumfang und auch die Selbstbehaltsregelungen der einzelnen Versicherungen genau zu kennen. Zudem soll es auch schon vorgekommen sein, dass Sonderklasseversicherte vielleicht auch den einen oder anderen Termin etwas schneller bekommen haben. 😉

Ein- oder Zweibettzimmer

Ein weiterer Vorteil für Sie als Versicherungsnehmer ist die Einbett bzw. Zweibett-Belegung im Krankenhaus. Sie kennen vielleicht die Situation, wenn ein Zimmer im Krankenhaus mit sechs oder acht Personen gefüllt ist und die Besuchszeit im Krankenhaus startet – dann ist von Ruhe und Erholung meist nicht mehr viel übrig.

Steuerlich absetzbar

Die Prämien (mtl. Beitragsleistungen) für eine freiwillige Krankenzusatzversicherungen sind in Österreich grundsätzlich als Sonderausgaben im Zuge des Lohnsteuerausgleichs absetzbar. (§ 18 Abs 1 Z 2 Einkommenssteuergesetz)

Anbieterübersicht: Private Krankenversicherungen in Österreich

  • Alianz
  • Generali
  • Uniqa
  • Merkur
  • Grawe
  • Helvetia

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Kündigung der privaten Krankenversicherung

Eine private Krankenversicherung wird grundsätzlich auf Lebenszeit des Versicherungsnehmers abgeschlossen und endet mit dem Tod des Versicherungsnehmers.

Die Versicherung selbst kann eine private Krankenversicherung nur bei Kündigung aus wichtigen Grund lösen. Dazu zählt beispielsweise, wenn Sie falsche oder unzureichende Angaben zu Vorerkrankungen bei Versicherungsabschluss gemacht haben, oder mit Ihren Versicherungsprämien in Verzug sind.

Als Versicherungsnehmer haben Sie natürlich die Möglichkeit ihre private Krankenversicherung zu kündigen, meist zum Ende eines Versicherungsjahres mit einer Kündigungsfrist von einem bis drei Monaten. Die Kündigungsfristen sind nicht gesetzlich geregelt und daher von Versicherung zu Versicherung unterschiedlich. Die genauen Bestimmungen und die entsprechende Kündigungefrist entnehmen Sie bitte Ihrer Polizze.

Tipp: Überlegen Sie sich wirklich gut, ob Sie Ihre private Krankenversicherung tatsächlich kündigen möchten.

Wenn Sie sich in ein paar Jahren doch wieder für eine solche entscheiden sollten, wird die Prämie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit höher sein, als jene die Sie bei einem durchgehenden Vertragsschutz bezahlt hätten.

Weiterführende Infomationen auf externen Webseiten

http://ooe.arbeiterkammer.at/beratung/konsumentenschutz/versichern/Private_Krankenversicherung.html

http://derstandard.at/1376534219826/Erste-Klasse-Ticket-fuer-die-Medizin

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